Wer ist der Erreger, und wie wird er übertragen?
Borrelia burgdorferi heißt der Erreger der sogenannten Lyme-Borreliose. Er gehört zu den Spirochaeten und ist ein Bakterium.
In Mitteleuropa überträgt der Gemeine Holzbock, Ixodes ricinus, die Borrelien. Sie leben im Darm der Zecke. Alle drei Entwicklungsstadien der Zecke können als Überträger fungieren.
Beißt eine infizierte Zecke einen Hund, werden die Borrelien aktiviert, und etwa 24 Stunden nach dem Biß dringen die aktivierten Erreger dann in den Hund ein.
Eine Entfernung der Zecken innerhalb dieser Zeit verhindert eine Infektion!
Welches Reservoir für Borrelien gibt es?
Speziell in Flussniederungen sind Borrelien endemisch. Häufig sind sie bei Nagetieren, Igel, Wildtieren und Vögeln nachweisbar, wobei Vögel die Erreger auch über weite Entfernungen verbreiten können.
Welche Symptome sind bei Borreliose zu erwarten?
Es gibt keine typischen Symptome, was die Diagnose erheblich erschwert.
Einzelne oder wiederkehrende Fieberschübe, Lethargie, Futterverweigerung, Lahmheiten und Lymphknotenschwellungen sind häufig. Auch verschiedenste Herprobleme, neurologische Symptome (z.B. Gesichtsnervenlähmungen), Nierenerkrankungen und tiefe Entzündungen der Augen sind möglich.
An eine Borreliose sollte immer auch gedacht werden, wenn bei einem Hund seit längerem wechselnde oder unklare Lahmheiten oder Arthritiden bestehen.
Welche Nachweismethoden gibt es?
Kann die Zecke noch lebend entfernt werden, kann sie in ein spezielles Labor versandt und auf Borrelien untersucht werden.
Nach Zeckenbiß kann der betroffene Hund mittels verschiedener Techniken untersucht werden:
Borreliose-Antikörpertiter (Blutuntersuchung)
Er weist gegen Borrelien gerichtete Antikörper nach und gilt als guter Screeningtest bei Verdacht auf eine Infektion, wenn das Tier nicht geimpft ist. Mit Antikörpern kann frühestens zwei Wochen nach Infektion gerechnet werden; zu einem früheren Zeitpunkt ist lediglich ein direkter Erregernachweis möglich.
Eine Impfung induziert eine Antikörperproduktion ebenso wie eine Infektion, daher werden bei geimpften Tieren andere Methoden bevorzugt.
Anzuraten ist auch bei positivem Antikörpertiter eine Differenzierung dieser Antikörper in die Untergruppen IgG und IgM:
IgM-Antikörper sind die ersten spezifischen Laborbefunde im Verlauf einer Infektion und frühestens eine Woche später nachweisbar. IgG-Antikörper werden frühestens nach ca. zwei Wochen meßbar, wobei gleichzeitig der IgM-Titer wieder abfällt. IgM-Titer sprechen immer für eine frische Infektion.
IgG-Titer von 1:64 werden als fraglich hinsichtlich einer Infektion mit B.burgdorferi angesehen. Titer ab 1:128 gelten als positiv. Da klinische Befunde häufig nicht eindeutig auf die Erkrankung hinweisen, ist die Bewertung des Titers besonders wichtig.
Kreuzreaktionen mit anderen Spirochäten sind nach eigenen Untersuchungen ohne Bedeutung, wenn die Bewertung der Titer nach oben angegebenen Kriterien erfolgt.
Borreliose-Immunoblot (Blutuntersuchung):
Hier werden im Blut Antikörper gegen einzelne Borrelien-Antigenfraktionen nachgewiesen, was eher erlaubt, Impfreaktionen von Infektionen zu differenzieren. Dieser Test ist spezifischer aber auch aufwendiger und daher auch teurer als der Antikörpertiter.
Nach umfangreichen Untersuchungen der Firma Laboklin, Bad Kissingen, scheint mit dem Immunoblot die Ergebnisse negativer sowie die deutlich positiver Fluoreszenztiter bestätigt werden. Der Blot dient daher in erster Linie zur Abklärung fraglicher oder niedriger Titer.
Eine Differenzierung zwischen Impfung und Infektion ist derzeit auch über einen Blot nicht sicher möglich; intensive Untersuchungen zu diesem Thema laufen aber noch.
Borrelien-PCR (Haut, Gelenkflüssigkeit):
Dieser Direktnachweis der Borrelien ist schnell und immer dann möglich, wenn man Untersuchungsmaterial hat, in dem der Erreger selbst zu erwarten ist (PCR bedeutet Polymerase Chain Reaction, also den direkten Nachweis der Kernsäuren in den Zellkernen der Borrelien, eine sehr spezifische und sehr empfindliche Untersuchungsmethode). Das ist der Fall z.B. bei Gelenksflüssigkeit im Rahmen von Arthritiden oder bei infizierten Hautarealen.
Ein besonderes Phänomen ist bei Berner Sennenhunden beschrieben. Verschiedentlich wurden nicht therapierbare Nierenerkrankungen mit familiärer Häufung beschrieben. Bei diesen Tieren lagen hohe Antikörper-Titer gegen Borrelien vor, ohne daß sie in Gewebeproben der entsprechenden Nieren nachweisbar waren.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Mittel der Wahl bei der Therapie der Borreliose sind Antibiotika, nämlich Tetrazykline (10-22 mg/kg KGW), Amoxicillin (11-22 mg/kg KGW) oder Doxycyclin (5 mg/kg KGW) 2 x täglich über mindestens 14 Tage.
Welche Vorbeuge ist möglich?
Die beste Vorbeuge ist bereits die Vermeidung eines Zeckenbisses – Ihr Tierarzt kann Ihnen verschiedene Präparate nennen und das für Ihren Hund am besten geeignete empfehlen.
Unbedingt sollten Hunde in der „Saison“ täglich auf Zecken untersucht werden (v.a. Kopf, Ohren und Achselbereich), evtl. auch nach dem Spaziergang mit Handstaubsauger abgesaugt werden (entfernt noch nach einer geeigneten Bissstelle suchende Zecken).
Kommt es doch einmal zum Zeckenbiß, sollte die Zecke so schnell wie möglich entfernt werden. Ist sie bereits mit Blut vollgesogen, ist die Haut in der Umgebung stark gerötet oder befindet man sich in einem endemischen Gebiet, sollte die Zecke eingeschickt und auf Borrelien untersucht werden.
Eine vorbeugende Impfung gegen Borreliose ist seit einigen Jahren ebenfalls möglich. Ihr Tierarzt wird mit Ihnen besprechen, ob sie für Ihren Hund anzuraten ist